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God tur! 8 Tage Bikepacking durch Skandinavien
In diesem Reisebericht nehmen wir dich mit auf eine unvergessliche 8-tägige Bikepacking-Tour durch Dänemark und Südschweden. Zwischen Zimtschnecken, Regenschauern, Gravelpisten und Shelterplätzen entdecken wir die raue Schönheit des Nordens – authentisch und abenteuerlich. Ob Sitzprobleme, spontane Planänderungen oder magische Sonnenuntergänge – dieser Erfahrungsbericht gibt einen ehrlichen Einblick für alle, die Skandinavien mit dem Rad erkunden wollen.
Prolog: Flensburg nach Frederikshavn
Statt einfach die bequeme (aber auch teure) Nachtfähre von Kiel nach Göteborg zu nehmen, entschieden Gunnar, Nils und ich uns für die charmante Low-Budget-Variante: 400 Kilometer Radeln durch Dänemark bis nach Frederikshavn.
Gunnar und ich starteten bereits am Sonntagabend von Kiel aus. Mit der Bummelbahn ging es von Kiel nach Flensburg und von dort ein paar Kilometer über die dänische Grenze zum Shelter in Kollund. Während Nils noch bei einer Familienfeier eingebunden war, schliefen Gunnar und ich schon vor dem eigentlichen Start der Tour eine Nacht draußen.
Am nächsten Morgen stieß Nils dazu – frisch, motiviert, voller Tatendrang. Und so rollten wir los, die Sonne im Rücken, 185 Kilometer vor uns. Über Landstraßen und leichte Gravelabschnitte schob uns der Rückenwind gen Norden. Ein Höhepunkt am Nachmittag: Der Sukkertoppen (Zuckerhut) bei Skanderborg – ein dänischer "Gipfel" mit weiter Aussicht über Wälder, Windräder und Seen. Kein Hochgebirge, aber dennoch ein Moment zum Innehalten. Kurze Zeit später ging es noch höher hinaus: Der Himmelbjerget ist mit 147 m der höchste Punkt Dänemarks.
Kurz hinter dem Himmelbjerget wurden wir belohnt mit einem idyllischen Shelter am Seeufer: goldene Abendsonne, kaltes Bier, und zum ersten Mal unser Standard-Abendessen für die kommende Woche: Bier, Brot mit Humus und Dosenfisch.
Tag 2: Regendusche und Sitzprobleme
Der zweite Tag startet wie ein milder Spätsommertag. Frische Luft liegt über dem See, die Sonne funkelt durch das Blätterdach.
Am frühen Nachmittag türmen sich dunkle Wolken am Horizont auf, dann peitscht uns der Regen frontal ins Gesicht. Innerhalb von Minuten sind wir durchnässt bis auf die Haut – trotz Regenjacken. Wir fluchen, lachen, radeln weiter. Eine Stunde und drei Hotdogs pro Kopf später ist die Welt wieder in Ordnung.
Weniger in Ordnung ist mein Hintern. Ein (relativ) neuer Sattel, vielversprechend aber nicht lange genug auf der Langstrecke getestet in Kombination mit einer billigen Bibshorts sorgte schon zu Beginn für Sitzprobleme. Nach Tag zwei: Sitzhölle. Irgendwas muss ich ändern, sonst muss ich die Tour abbrechen. Ich weiß nur noch nicht was.
Für den Abend ist wieder Regen vorhergesagt. Kurz vor Frederikshavn finden wir über die Shelter-App ein traumhaftes Plätzchen für die Nacht: Eine Hütte in einem wunderschönen botanischen Garten mit sauberen Sanitäranlagen und ruhig gelegen. Super! So müssen wir morgen kein Zelt abbauen und länger schlafen. Die Fähre geht ja schon um 8 Uhr und wir haben noch knapp zehn Kilometer zu rollen.
Am nächsten Morgen rollen wir frohen Mutes die letzten Kilometer zur Fähre. Im Kopf nur ein Ziel: das sagenumwobene Frühstücksbuffet.
Und es enttäuscht uns nicht: Pfannkuchen mit Marmelade, Rührei mit Speck, frischer Kaffee, Brötchen, Käse – ein kleines Festmahl auf hoher See.
Göteborg, Satteltausch und Zimtschnecken
Noch bevor die Fähre anlegt, kommt Gunnar mit einer Idee: Er hat zwei Bibshorts eingepackt, und vielleicht würde mir die andere besser passen. Ich bin über jede mögliche Lösung dankbar. Parallel suche ich nach einem Radladen mit Brooks-Sätteln – in der Hoffnung auf eine nachhaltigere Lösung. Und tatsächlich: keine zwei Kilometer vom Hafen entfernt finde ich einen Radladen, der meinen gewünschten Sattel führen könnte.
Obwohl eigentlich erst ab 16 Uhr geöffnet, ist der Besitzer schon im Laden – ein älterer Herr, wettergegerbtes Gesicht, weißer Rauschebarg, ruhige Stimme. Er hat nicht nur genau den Sattel vorrätig, den ich brauche, er montiert ihn auch direkt für mich. »Gewicht spielt keine Rolle, wenn du nicht bequem sitzt, macht es alles keinen Sinn«. Da hat er einfach Recht!
Als ich Gunnar und Nils wieder treffe, haben sie bereits eine riesige Zimtschnecke bestellt. Dazu noch einen Kaffee, dann sind wir abfahrbereit .
Vom Moor verschluckt und nackt in den See
Wir fahren erstmal raus aus der Stadt. Südlich von Göteborg wird die Landschaft wilder. Da die Infos auf Komoot teilweise sehr lückenhaft sind, habe ich mich bei der Routenplanung an der Strecke vom Radrace 96 Hours von vor ein paar Jahren orientiert. Vielleicht ein Fehler?
In einem Moorgebiet gehen wir fast verloren. Der Weg wird immer wilder, bald ist es nur noch ein Trampelpfad. Dann eine Bachquerung und plötzlich stehen wir mitten im Unterholz. Ein Weg? Der lässt sich höchstens erahnen. Für eine knappe halbe Stunde sind wir völlig orientierungslos – bis sich plötzlich ein Waldweg vor uns auftut. Erleichterung! Wir rollen weiter und nehmen vorsichtshalber häufiger mal die Landstraße, anstatt erneut ins Unterholz abzubiegen.
Der Regen lässt für ein paar Stunden nach und wir genießen die mystischen Wälder von Schweden, trotz des ständigen Auf und Ab kommmen wir gut voran. Am Abend erreichen wir das Dorf Skällinge. Mit unserer Ankunft setzt auch der Regen wieder ein. Unweit der Badestelle des Dorfes finden wir einen kleinen aber feinen Shelter. Gerade genung Platz für uns drei und mit einem eigenen Badesteg. Der Luxus, nicht im strömenden Regen unsere Zelte aufbauen zu müssen, hebt die Stimmung deutlich. Wir schlüpfen aus den verdreckten Radklamotten und hüpfen nackt in den See. Herrlich!
Abschied von Nils
Am nächsten Morgen scheint die Sonne in unseren Shelter. Wir breiten die Sachen zum Trocknen aus und packen entspannt unsere Sachen zusammen. Gunnar, der kurzfristig mit Schlauch fahren musste, flickt noch seinen Reifen, dann geht es los. Lange Schotterwege und einsame Landstraßen durch dünn besiedelte Gebiete warten auf uns. Um uns herum Märchenwald. So habe ich mir Schweden vorgestellt.
Doch dann erhält Nils einen Anruf: Familiärer Zwischenfall. Nichts lebensbedrohliches, aber er wird zuhause gebraucht. Nach nicht einmal der Hälfte der Tour müssen wir Abschied nehmen von ihm. Traurig und unerwartet – aber Familie geht natürlich vor, das ist klar.
Ab diesem Punkt sind Gunnar und ich zu zweit unterwegs. Die Dynamik ändert sich etwas. Wir sind zeitlich flexibler, haben also keinen Druck, ein bestimmtes Tagespensum zu schaffen.
Am Abend campen wir an einem wunderschönen Waldsee. Das Abendlicht ist magisch und spiegelt sich im Wasser. Nach dem abendlichen Bad im See und dem obligatorischen Feierabendbier fallen wir erschöpft in die Schlafsäcke.
Gravelparadies und ein überraschendes Gewitter
Am nächsten Morgen: Blauer Himmel und Sonnenschein. Keine Wolke weit und breit. Gegen Mittag fahren wir lange am Ufer des Åsnen entlang inklusive Badestopp. Danach folgen wir dem Mörrumsån auf seinem Weg in Richtung Süden.
In der Fernen hören wir schon den Donner grollen. Werden wir doch von einem Gewitter überrascht? Wenige Minuten später ergießt es sich über uns wie ein Sturzbach. Innerhalb kürzester Zeit sind wir wieder komplett durchnässt. Eine Stunde später, als wir gerade nach Olofström einrollen, ist die erste Gewitterfront druch. Während der zweiten Regendusche wärmen wir uns in einem typischen schwedischen Pizza Imbiss auf. Die Pizza wie immer üppig belegt und schön fettig.
Als die Sonne wieder herauskommt geht es für uns weiter. Während die Feuchtigkeit noch dampfend aus dem tiefgrünen Moos emportsteigt rollen wir über urige Trails in das Halens Naturreservat. Die Wege sind von rutschigen Steinen übersäht, anfangs noch recht gut fahrbar, wird der Abstecher irgendwann zu einem Hike-a-bike. Die magische Atmosphäre nach dem Regen und die abwechslungsreiche Natur macht die Anstrengungen jedoch wieder wett.
Wir fahren ein paar Schlenker durch die Naturschutzgebiete und gegen Abend erreichen wir das Ufer des Immeln. Wir sind im abosulten Gravelparadies angekommen. Endlose, sich durch die Landschaft schlängelnde Schotterstraßen ohne, dass wir auch nur einem Auto begegnen.
Nach 180 km wollen wir eigentlich einen Shelterplatz direkt am See ansteuern. Dieser ist jedoch durch ein mürrisches schwedisches Pärchen belegt, das sich nicht wirklich über unsere Gesellschaft zu freuen scheint. Da auch die Badestelle dort nicht so einladend ist, fahren wir noch ein paar Kilometer weiter zu einem Kanucamp, wo wir nicht nur eine schöne Zeltwiese sondern auch endlich eine Steckdose für unsere Powerbanks finden.
Tag 6: Eine unerwartete Wanderung
Highlight heute: Der Söderåsen Nationalpark. Wie immer, wenn es bei Komoot wenig Infos gibt, weiß man natürlich nicht, was einen erwartet. Anfangs rollen wir noch recht entspannt, doch bald wird der Pfad immer technischer, irgendwann zu einem steilen Anstieg, dann zum Kletterabschnitt. Wir schleppen unsere Bikes über umgekippte Bäume, stemmten uns gegen Äste, fluchen von uns hin. Oben angekommen, erschöpft, öffne ich meine Tasche – die Schokolade, die ich mir als Belohnung gönnen will: geschmolzen, ausgelaufen, verteilt über Technik und Kleidung. Es ist zum heulen!
Nachdem der Ärger verpufft ist, sammeln wir neue Motivation. Die Wanderung im Nationalpark hat uns viel Zeit gekostet, aber wir kommen trotzdem gut voran. Wir entscheiden uns, heute noch die Fähre von Helsingborg nach Helsingør zu nehmen. Dänemark hat uns wieder.
Dänisches Finale: Schlösser, Schnurgerade landstraßen und Hitze
Zurück in Dänemarks ändert sich das Bild wieder: Felder, leichte Hügel, schnurgerade Straßen. Wir kommen an zwei imposanten Schlössern vorbei: Schloss Fredenborg und Schloss Frederiksborg. Die Prachtbaute sind ein schöner Tapetenwechsel zum Wald, durch den wir die letzten Tage gefahren sind, Wir durchqueren Roskilde mit seiner ehrwürdigen Altstadt und spulen die letzten Kilometer herunter. Ab einem gewissen Punkt hilft nur noch Musik auf den Ohren. Am Abend erreichen wir Falster. Wir schlagen unser Zelt auf einem Shelterplatz neben einer Kiesgrube auf. Morgen nur noch gut 150 km bis Kiel!
Tag 8: Heimweg bei Nieselregen
Der letzte Tag beginnt nass. Schon gegen 4 Uhr in der Früh höre ich den Regen auf mein Zelt prasseln. Eine kurze Regenpause nutzen wir, um die Sachen einzupacken, fahren dann über Falster und Lolland nach Rødbyhavn. Die Fähre bringt uns zurück nach Deutschland, nach Fehmarn, das sich als flach und trist herausstellt. Der Regen verschont uns zum Glück weitestgehend. Immer mal wieder tröpfelt es, ansonsten: Drückende Schwüle, grauer Himmel, Gewitterfliegen im Gesicht. Die letzten Kilometer sind zäh. Als wir endlich in Kiel ankommen, freuen wir uns nur noch auf die Dusche.
Fazit: Schokolade schmilzt, Erinnerungen bleiben
1.397 Kilometer, 8 Tage, ca. 8.500 Höhenmeter. Unterm Strich: eine grandiose Tour mit viel Schweiß, viel Sonne, etwas Regen und unzähligen Zimtschnecken. Körperlich hart aber noch im Genussbereich, landschaftlich vor allem in Schweden spektakulär. Insgesamt ein unvergesslicher Bikepacking Trip.
Bestes Land: Schweden. Natur pur. Seen, Wälder, Gravel vom Feinsten.
Lessons learned: Weniger ist mehr. Weniger Kilometer = mehr Genuss.
Schönster Moment: Nackt baden im Regen.
Unschönster Moment: Schokolade in der Rahmentasche.
Nächstes Mal: von Göteborg in Richtung Norden. Dalsland ruft!
Cold Hawaii – Surfing the Danish North Sea
Nørre Vorupør is a small town at the Danish west coast, a place I already knew from my Bikepacking trip to Skagen this summer. This area of Denmark is also called “cold Hawaii” because of the good surfing conditions you’ll find there. Depending on the wind out on the North Sea you get some nice surfable waves.
Nørre Vorupør is a small town at the Danish west coast, a place I already knew from my Bikepacking trip to Skagen this summer. This area of Denmark is also called “cold Hawaii” because of the good surfing conditions you’ll find there. Depending on the wind out on the North Sea you get some nice surfable waves.
We went there for a weekend with a bunch of friends, rented a small house and spent all day at the sea surfing, kite surfing or in my case taking photos with my camera and drone.In the evening we gathered around the oven in our house, had some deliciouse food and a few drinks. This type of breakout from your everyday life is something you need once in a while to recalibrate your inner balance and satisfy your creative mind. Here is a selection of some shots I took during the trip.